Gichin Funakoshi

Shihan Gichin Funakoshi
Vater und Begründer des modernen Karate

Der Vater und Begründer des modernen Karate wurde 1869 auf Okinawa als einziger Sohn einer einfachen Samurai-Familie der damaligen Shizoku-Klasse geboren. Funakoshis Vater war ein Experte im Kampf mit dem okinawanischen Stock (Kon). In seiner Kindheit lebte er bei seinem Großvater Gifu, der ein bekannter konfuzianischer Gelehrter war. Von ihm lernte er die vier großen chinesischen Klassiker. Bereits in seiner Grundschulzeit begegnete er Meister Anko Azato, dem inneren Schüler (Uchi-deshi) der Matsumura-Linie, und begann bei ihm mit dem Unterricht im Karate-do. Für den jungen Funakoshi war dies eine harte Zeit, dennoch spricht er in seinem Buch „Karate-do, mein Weg“ mit Ergriffenheit von seiner Jugend, in der er trotz vieler Entbehrungen schon früh den Wert der Freundschaft erfuhr, die ihn bis zu seinem Lebensende mit seinen Lehrern verband. Da Karate zu jener Zeit im Geheimen geübt wurde, musste Gichin Nachts zum Unterricht bei Meister Azato gehen.

Gichin übte getreu dem Motto „Hitokata sannen“ (mindestens drei Jahre für eine Kata) hart und sehr lange an einer einzigen Kata immer und immer wieder, bis Meister Azato entschied, dass er zur nächsten Kata übergehen kann. Dabei tadelte Meister Azato viel und lobte nur wenig. Allein an der Tekki-Kata feilte Funakoshi zehn Jahre lang jeden Tag.

1888 machte er die Prüfung zum Hilfslehrer an der Schule in Shuri. 1891 wude er jedoch nach Naha versetzt und zum Hauptschullehrer befördert. Seine Verbindung zu seinen Shuri-te Lehrern Azato und Itosu brach nie, obwohl er nun in Naha mit den Meistern Kyuna, To’onna, Niigaki und Sokon Matsumura zu üben begann. 1901/1902 leitete er eine Karatedemonstration in der Schule von Naha. Sein Bericht sorgte dafür, dass Karate als Teil des Lehrplanes an okinwanischen Schulen eingeführt wurde.

Nach dreissig Jahren Schullehrzeit begann er sich völlig der Kampfkunst zu widmen. Alsbald bemerkte man die Faszination, die Karate auf die Massen ausübte und da zu der die Aussenpolitik um Ansehen rang, verloren die okinawanischen Meister die Kontrolle über die Kampfkunst, weil jeder Meister ein Dojo eröffnete und nicht nach der tradionellen Art darauf wartete, dass ein Schüler um Unterricht beim Meister bat, sondern dass die Meister um die Schüler warben. Um das Karate der Weltöffentlichkeit vorzustellen brauchte man einen Mann, der die Botschaft des Karate in die Welt hinaussand. Nach langen Beratungen des Kultusministeriums fiel die Wahl auf Gichin Funakoshi, da er nicht nur ein Meister der Kamfkunst war, sondern ebenfalls ein Meister der Kalligraphie und der Dichtkunst und hervorragend in der japanischen Sprache und der okinawanischen Kultur bewandert war.

Weil Funakoshi ein immenses technisches Wissen von Itosu erbte, aber gleichzeitig auch Azatos Strenge und traditionelle Auffassung, entstand ein Konflikt mit seinen Schülern, bei denen er einen zwiespältigen Eindruck hinterließ. Deshalb brachte er in den ersten Jahren keine besonders nennenswerten Schüler hervor. Er lehrte mit Strenge und Unnachgiebigkeit, weswegen sich immer mehr Schüler entschieden den Unterricht bei ihm abzubrechen. Obwohl er die Idee von Meister Kano verschiedene Dangraduierungen einzuführen für gut hielt, blieb er beim Lehren seiner Techniken stur und traditionell.

Meister Jigoro Kano gilt als der Begründer des Judo und bevor er 1938 starb verband ihn und Gichin Funakoshi eine tiefe Freundschaft. 1935 erschien Karate-do Kyohan, der Text des Meisters, Funakoshis eigentliches Lehrbuch über das Shotokan Karate-do. 1936 eröffnete Funakoshi das erste private Karate-Dojo Tokyos im Meijuro-Viertel. Das Dojo genoss bis in die höchsten Kreise Tokyos einen guten Ruf. Langsam aber sicher fing Funakoshis Unterricht an Früchte zu tragen und es bildeten sich die Spitzen des Dojos heraus. Zu ihnen gehörten Takeshi Shimoda, Shigeru Egami und Genshin Hironishi.

Aber auch bei den besten und gehorsamsten Schülern zeigte sich immer mehr der Drang zum kämpfen. So entschied sich Funakoshi eine Art von Kampf einzuführen, die wie er glaubte seine Philosophie nicht gefährden würde. So begann man 1943 mit der Übung des Gohon-kumite, dann mit dem Sanbon-kumite und schließlich mit dem Ippon-kumite. Doch bereits im Jahr 1946 war Meister Nakayama, einer von Funakoshis Schülern der neuen Generation, aus China zurückgekehrt und begann in Funakoshis Abwesenheit die Schüler der Takushoku-Universität neu zu organisieren. Nakayama gelang es sie zusammenzuführen und gründete 1949 die JKA (Japan Karate Association), um Karate als Wettbewerbssport zu verbreiten. Danach verlor Funakoshi seinen Einfluss auf das Karate in Japan und obwohl er keine positive Meinung über die JKA hatte, wurde er von der JKA als Aushängeschild benutzt.

Er unterrichtete noch so manchen guten Schüler, bis er dann am 26. April 1957 im Alter von 88 Jahren starb.

Die 20 Regeln des Gichin Funakoshis:

1. Karate Do beginnt mit Respekt und endet mit Respekt

2. Im Karate gibt es keinen ersten Angriff

3. Karate ist ein Helfer der Gerechtigkeit

4. Erkenne zuerst dich selbst, dann den anderen

5. Die Kunst des Geistes kommt vor der Kunst der Technik

6. Lerne deinen Geist zu kontrollieren und befreie ihn dann

7. Unglück geschieht immer durch Unachtsamkeit

8. Denke nicht, dass Karate nur im Dojo stattfindet

9. Karate üben heißt, ein Leben lang arbeiten. Darin gibt es keine Grenzen

10. Verbinde dein alltägliches Leben mit Karate, dann wirst du geistige Reife erlangen

11. Karate ist wie heißes Wasser, das abkühlt, wenn du es nicht ständig warm hälst

12. Denke nicht an das Gewinnen, doch denke darüber nach, wie man nicht verliert

13. Wandle dich abhängig vom Gegner

14. Der Kampf hängt von der Handhabung des Treffens und des Nicht-Treffens ab

15. Stelle dir deine Hand und deinen Fuß als Schwert vor

16. Wenn man das Tor zur Jugend verläßt, hat man viele Gegner

17. Die Haltung des Anfängers muß frei sein von eigenen Urteilen, damit er später ein natürliches Verständnis gewinnt

18. Die Kata darf nicht verändert werden, im Kampf jedoch gilt das Gegenteil

19. Hart und weich, Spannung und Entspannung, langsam und schnell, alles in Verbindung mit der richtigen Atmung

20. Denke immer nach, und versuche dich ständig an Neuem